Mobile Spionage – Die Wanze in der Hosentasche

Freiwillige Offenbarung aus der Hosentasche

Lassen Sie mich raten: Sie besitzen ein Smartphone und/oder Tablet! Ich jedenfalls besitze einige solcher Geräte. Perfekte Voraussetzung für fremde Spionage! Artikel Spionage, Bild valessiobrito-Bug-Buddy-Vector-300px

Mittlerweile gehören diese mobilen Helferlein zu unserem Alltag wie Behördengänge oder die allabendliche Tagesschau. Mal eben per App das Wochenend-Wetter checken, das Bahnticket buchen oder die aktuellen Aktienkurse überprüfen. Mobilgeräte sind eine tolle Sache – keine Frage! Bequem, nützlich, trendy. Dummerweise werden Sie von diesen Geräten schamlos ausspioniert! Ja, richtig gelesen! Handys und Tablets können Sie dank ihrer unzähligen Sensoren ohne Probleme auf Schritt und Tritt überwachen.

Die fünf, sechs, sieben Sinne eines Mobilgeräts

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  • Helligkeitssensor – Bildschirmhelligkeit an Umgebung anpassen
  • Thermo- und Hygrometer – Temperatur und Luftfeuchtigkeit bestimmen
  • Beschleunigungssensor – Geschwindigkeit & Richtung des Geräts detektieren
  • Rotationssensor – Drehbewegung erkennen
  • Näherungssensor – Bildschirm in Gesichtsnähe abdunkeln oder ausschalten
  • Barometer – Luftdruck analysieren
  • Magnetometer – Stärke des Erd-Magnetfelds herausfinden

Einen guten Überblick über die gesammelten Daten aller Sensoren können Sie übrigens mit der Sensor Box for Android erhalten.

Neugier bringt nicht nur Katzen um

Im ersten Moment erscheinen die gesammelten Daten vermutlich harmlos und sind es wohl auch. Kritisch könnte jedoch beispielsweise der Beschleunigungssensor in Erscheinung treten. Sie waren in Eile und haben es mit der Höchstgeschwindigkeit in der Spielstraße nicht so genau genommen. Oder Sie verursachen mit Ihrem Rennrad einen Unfall, wobei ein Passant schwer verletzt wird. Das Handy hat die gefahrene Geschwindigkeit ganz genau aufgezeichnet und könnte in Folge zum Verräter aus den eigenen Reihen werden, sollte es für eine polizeiliche Beweissicherung herangezogen werden.

Grenzenlose Überwachungsmöglichkeiten

Ja, die gibt es! Wie Sie sicherlich wissen, verbinden sich Mobiltelefone regelmäßig mit Funkmasten, die das Gespräch oder die Nachricht in das Netzwerk des Mobilfunkanbieters leiten bzw. zwischen mehreren Anbietern vermitteln. Dies geschieht zum Beispiel dann, wenn Sie als Telekom-Kunde aus dem D1-Netz einen Telefónica-Kunden im O2-Netz erreichen wollen.

Gleichermaßen erfolgt eine Übergabe des Gesprächs an die nächste Funkzelle, falls Sie sich gerade bewegen sollten. Dieser Vorgang nennt sich Handover. Auf diese Weise lässt sich natürlich leicht nachvollziehen, wo Sie sich exakt aufgehalten haben. Es wird ein Bewegungsprofil erstellt. Gleichermaßen kann man Sie bzw. Ihr Handy auf diese Weise problemlos orten.

Neben der Einbuchung des Geräts in Funkmasten existiert noch eine Technologie zur Überwachung Ihrer Bewegung: GPS, das Global Positioning System. Einerseits kann es natürlich zur Bestimmung der eigenen Position und zur Navigation verwendet werden. Das ist ganz besonders an fremden Orten hilfreich, um sich zurechtzufinden. Andererseits kann jedoch auch Ihre Position auf diese Weise bestimmt werden. Die Erstellung eines Bewegungsprofils ist so natürlich ebenfalls möglich. Das Google-Bewegungsprofil können Sie übrigens hier einsehen.

Mobilgeräte verfügen über weitere Kommunikationsmöglichkeiten: WLAN (drahtloses Netzwerk), NFC (Near Field Communication) und Bluetooth. Die Bluetooth-Funktion wird beispielsweise in Bonn zur Stauwarnung und Stauvermeidung verwendet.

Die Wanze, mein Leben und ich

Lassen Sie uns folgendes Szenario annehmen: Der Beschleunigungssensor registriert eine Geschwindigkeit zwischen 50 und 80 km/h, mit der Sie sich ungleichmäßig fortbewegen. Sie bremsen und beschleunigen also unterschiedlich oft und stark. Das GPS übermittelt gleichzeitig Ihre Position. Dort führt keine Bahnstrecke o.ä. entlang. Ergo: Sie sind nicht mit der S-/U- oder Straßenbahn oder dem Zug unterwegs.

Dieser würde sich zudem wesentlich gleichmäßiger bewegen. Dennoch gibt es kaum Ausschläge nach rechts und links oder oben und unten, was gegen die Nutzung eines Motorrads oder Rollers spricht. Wahrscheinlich sind sie mit dem Auto unterwegs. Sie halten an. Laut GPS befindet sich an dieser Stelle eine Bar, die Sie gerade betreten haben. Sie bleiben den ganzen Abend, was das Gerät mangels Bewegung auch registriert. Für den Heimweg wählen Sie wieder das Auto. (Tun Sie es in der Realität bitte nicht!)

Das Fahrverhalten unterscheidet sich dieses Mal extrem von der Hinfahrt. Der Beschleunigungssensor erkennt häufige Ausschläge nach rechts und links. Mit anderen Worten: Sie fahren in Schlangenlinien. Zuhause angekommen stolpern Sie wegen Ihres Zustandes und fallen hin. Der Rotationssensor ist – im Gegensatz zu Ihnen – hellwach und weiß genauestens Bescheid. Sie legen sich schlafen. Währen der nächsten drei Stunden benutzen Sie das Handy nicht. Sie schlafen.

Der Helligkeitssensor nimmt wahr, wie Sie nachts auf die Toilette gehen und dabei das Licht an- und wieder ausschalten. Das Licht brennt exakt 3 Minuten und 17 Sekunden. Der Rest der Nacht bzw. die nächsten vier Stunden und acht Minuten verlaufen ohne weitere Zwischenfälle. Am nächsten Morgen greifen Sie zum Handy, um eine Textnachricht an einen Freund zu senden. Beschleunigungs- und Rotationssensor registrieren alkoholbedingte Ausfallerscheinungen. Sie zittern und vertippen sich häufig.

Neugierige Damen

Wir könnten dieses Beispiel jetzt beliebig weiterspinnen. Sie sollen hier nur einen Eindruck erhalten, was Mobilgeräte alles aufzeichnen (können). Insbesondere manche Apps sind wahre Datenkraken, die sich wesentlich mehr Rechte einräumen, als sie prinzipiell für ihre normale Ausführung benötigen. Artikel Spionage, Bild Shield-Icon-OCAL-300px Seien Sie bitte auch vorsichtig bei der Verwendung von Fingerabdruckscannern und Sprachassistenten wie Siri (Apple) oder Jeannie (Android).

Dass auch die eingebauten Kameras und das Mikrofon als Überwachungswerkzeuge missbraucht werden können, sollte sich von selbst verstehen. Doch nicht nur Sie selbst offenbaren absichtlich oder unabsichtlich viele persönliche Daten von sich. Auch Unternehmen und der Staat sind stark daran interessiert, so viel wie möglich über Sie zu erfahren. Welche Informationen das genau sind und welchen Wert sie darstellen, erfahren Sie in meinem ausführlichen Videokurs, den Sie natürlich direkt hier bestellen können.

Einfache Schutzmaßnahmen

  1. Verwenden Sie keine smarten Geräte!
  2. Dieser Tipp ist natürlich trivial. Wollen Sie gar kein Risiko eingehen, lassen Sie einfach die Finger davon. Zumindest auf smarte Geräte sollten Sie in diesem Fall aber definitiv verzichten. Gegen ein dummes Handy ohne Android, Apps und Sensoren ist jedoch nichts einzuwenden. Hier kann man Sie lediglich durch die Anmeldung des Handys an Funkzellen nachverfolgen.

  3. Schalten Sie die Sensoren bestmöglich ab.
  4. Was Sie an Sensoren nicht dringend benötigen, gehört rigoros ausgeschaltet bzw. nur für die jeweilige Verwendung kontrolliert aktiviert.

  5. Lesen Sie die geforderten App-Rechte genau durch.
  6. Bevor Sie leichtfertig Apps installieren, sollten Sie sich über die Konsequenzen bewusst sein. Wenn eine Taschenlampen-App Vollzugriff auf Ihr Adressbuch haben möchte, müssen bei Ihnen alle Alarmglocken laut schrillen!

  7. Blockieren Sie den Datenzugriff durch Apps.
  8. Durch nützliche Hilfsprogramme können Sie den Datenhunger von Apps ein wenig bändigen. Welches Sie konkret verwenden möchten, hängt von Ihren Anforderungen und dem Preis dafür ab, den Sie zu zahlen bereit sind.