Bitcoin – Der Alterspräsident

Ein Stern wird geboren

Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System. Mit diesem Titel beginnt ein 2008 veröffentlichtes Whitepaper von Satoshi Nakamoto. Die Identität des Autors unterliegt bis heute wilden Spekulationen. Über einen Zusammenschluss der südkoreanischen, japanischen und US-amerikanischen Technologie-Giganten Samsung, Toshiba, Nakamichi und Motorola (SaToshi NakaMoto) wird daher ebenso gemutmaßt, wie über eine mögliche Urheberschaft amerikanischer Geheimdienste.

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Deren erklärte Absicht soll die Kontrolle und Überwachung des gesamten globalen (Krypto-)Zahlungsverkehrs sein. Auch haben sich Einzelpersonen wie der australische Unternehmer Craig Steven Wright selbst als Satoshi bezeichnet oder wurden wie Elon Musk, dem Investor und Geschäftsführer des Elektroauto-Herstellers Tesla, der Urheberschaft verdächtigt. Die wahre Identität Nakamotos wird vermutlich niemals aufgedeckt werden.

Die Geburt der Blockchain-Technologie

Die Entwicklung des Bitcoins verfolgte als unmittelbare Reaktion auf die Finanzkrise ab 2007 das Ziel, eine inflationssichere globale Ersatzwährung zu schaffen, die dezentral und fälschungssicher auf einem sehr großen Verbund von Rechnersystemen weltweit synchron vorgehalten wird. Die Idee eines Distributed Ledgers in Form einer Blockchain war geboren.

Als Erläuterung sei an dieser Stelle angemerkt, dass Bitcoin im Prinzip ausschließlich die Plattform für Konten und Währungstransfers darstellt, während die eigentliche Kryptowährung als bitcoin (in Kleinschreibung) bezeichnet wird. Um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten, wird in diesem Artikel jedoch mit Bitcoin sowohl die Plattform, als auch die zugehörige Kryptowährung selbst bezeichnet.

Mining for Future

Eine Blockchain kann man sich als Aneinanderreihung von Blöcken vorstellen. In jedem Block werden einige Transaktionen gespeichert, also wer wem wieviel Bitcoin transferiert. Beispiel: Peter, Michael, 5 BTC. BTC ist das Währungskürzel für Bitcoin.

Damit neue Blöcke in die Blockchain aufgenommen werden können, müssen sie zuvor durch spezielle Teilnehmer des Systems überprüft werden: den Minern. Tatsächlich werden Transaktionen validiert und dann zu Blöcken gruppiert. Alle Miner erhalten für das erfolgreiche Einfügen eines neuen Blocks in die Bitcoin-Blockchain eine Belohnung in Form von Bitcoin. Aus diesem Grund existieren insbesondere auf Island spezielle Mining-Farmen, da dort sowohl der Strom günstig als auch das Klima kühl genug für den Betrieb von wärmeabgebenden Servern ist. Aus ökologischer Sicht ist Bitcoin-Mining schlichtweg Umweltfrevel!

Pro Sekunde kann die Bitcoin-Blockchain sieben Transaktionen verarbeiten, was im Vergleich zu dem Zahlungsdienstleister Paypal (durchschnittlich 190) und dem Kreditkartenunternehmen Visa (etwa 1.600 im Schnitt) verschwindend gering ist. Wir sprechen immerhin von weltweiten Transaktionen.

Aus diesem Grund hat sich Bitcoin trotz seines hohen Alters nie wirklich als Alternative zu etablierten Zahlungssystemen durchgesetzt, obwohl es mit Zug in der Schweiz und der Hauptstadt Berlin einige Kryptohochburgen in Europa gibt.

Es ist deswegen eher als digitales Gold anzusehen, das der Wertaufbewahrung dient. Zwar ist der Bitcoin der hohen Volatilität des Kryptomarktes unterworfen, hat sich aber immer wieder von Rückschlägen erholt und wird vermutlich auch die nächsten Jahre überstehen.

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Ein weiterer Grund für die Nicht-Verwendung als alternatives Zahlungsmittel waren die im Vergleich zu anderen Kryptowährungen hohen Transaktiongebühren, die letztendlich für den siegreichen Miner als Belohnung ausgeschüttet werden. Zu Spitzenzeiten an Weihnachten 2017 lagen sie bei deutlich über 40 Euro pro Transaktion. Aktuell findet die Entwicklung des Lightning Networks statt, welches auf die Bitcoin-Blockchain aufsetzen wird. Es soll sowohl die Transaktionsmenge und -geschwindigkeit drastisch erhöhen und weiterhin die anfallenden Mining-Gebühren senken. Es bleibt abzuwarten, ob diese Maßnahme dem Bitcoin den erwünschten Schub geben oder den Anfang seines Endes einleiten wird.

Der momentane Bitcoin-Kurs kann beispielsweise auf Coingecko nachgeschaut werden. Von seinem Allzeithoch im Dezember 2017 ist er zurzeit wieder etwas entfernt. Da notierte er bei 16.500 Euro. Die Hoffnung auf weitere Kursrekorde treibt optimistische Bitcoin-Enthusiasten jedoch bereits heute zu teils astronomischen Mutmaßungen: 50.000 Euro bis Jahresende 2018, danach 200.000 Euro und irgendwann wird die Million geknackt. Warum auch nicht? Durch seine maximale Versorgung von 21 Millionen digitaler Münzen ist der Bitcoin inflationssicher. Mehr sind rein technisch nicht möglich. Und wer hätte am 01. März 2009 schon für möglich gehalten, dass eine digitale Währung für unter einem Eurocent pro Münze knapp 9 Jahre später das 1.650.000-fache wert sein würde? Techies und die kühnsten Optimisten vielleicht.

Dieser Artikel ist auch in einer angepassten Version auf Chip.de und Focus.de erschienen.